WorkKulturaner aka. TripKulturaner

Moinsen! Bei Euch ist schließlich gerade Vormittag oder fast Mittag. Ich bin gerade zurück von meinem ersten Wochenendausflug in die Waitakere Ranges und komme endlich mal wieder dazu was zu schreiben…

Wo fange ich bloß an? Ach ja… Richtig… erste Woche auf Arbeit uns so… Montag morgen ging es mit Arbeiten so richtig los. Ich habe einen schicken neuen Computer bekommen und der Ausblick von meinem Schreibtisch aus dem fünften Stock könnte schlimmer sein. Die Kollegen fetzen alle und verteilen sich relativ gleichmäßig in einer Mischung aus Bastelwerkstatt, Großraumbüro und einer Werkstatt für Raketentechnik… bloß, dass es bei uns nicht um Raketen, sondern eher um Biomimetik geht. Ach ja… und um U-Boote. Es herrscht eine kreative Atmosphere und überall kann man angehenden und fertigen Ingenieuren und Naturwissenschaftlern dabei zuschauen, was sie gerade Spannendes erforschen, entwickeln und ausprobieren. Nix mit kleinen abgetrennten Minilabors die so steril rüber kommen, als wurde dort noch nie gearbeitet. Bei uns spürt man regelrecht den Entwicklergeist. Und da man zum Entwickeln immer möglichst wach sein sollte, braucht der Ingenieur natürlich Treibstoff. Das dachte sich das Institut scheinbar auch und hat eine hammerste Kaffeemaschine… ach von wegen Maschine, gegen das Teil stinkt glaub ich so ziemlich alles ab, womit ich bisher Kaffee gemacht habe… und ich habe schon mit vielen Dingen Kaffee gemacht^^ Oder um es mit den Worten einer Kollegin auszudrücken, die bei Stretchsense (einer Ausgründung des Institutes) arbeitet: „Oh my god! That is f****ing awesome!“ … wo sie Recht hat…

Ich beschäftige mich derzeit außer mit Kaffee vor allem mit der Einarbeitung in das äußerst spannende Gebiet der dielektrischen Schalter auf Polymerbasis… Nie gehört? Werder Ihr noch 😀 … hoffe ich^^ Letzte Woche habe ich ein nettes ANSYS Modell erstellt, daraus eine paar Formeln abgeleitet, mit unserem äußerst schicken Laser Cutter einen netten, kleinen Versuchsaufbau gebastelt, auf Polymerwürfel gedrückt und gemessen, wie es ihnen dabei geht – „Oh… Markus, these devices are broken. Didn’t I mention that?“ „Äh… no…“ Na gut, kann man nix machen, sondern lässt sich einfach zeigen, wie man dielektische Schalter bastelt. Ich lasse mir quasi gerade ganz viel Know How eintrichtern und muss sagen, dass ich schon ziemlich viel gelernt habe. Und das beste daran ist: das macht alles auch noch verdammt viel Spaß. Alle sind total nett und das Wetter ist angeblich noch viel zu gut für den angehenden Herbst. Kann von mir aus so bleiben. So genug von Arbeit. Euch interessiert ja wahrscheinlich so wie so mehr, was ich außerhalb des Büros so anstelle…

Alles begann letzten Montag… Facebook verrät mir, dass Aline am Waitakere Trip von AUISN (Auckland University International Social Network) teilnimmt. Klingt gut! Will ich auch. Gleich mal angemeldet. Allerdings bekomme ich aus zuverlässiger Quelle gesagt, dass der Trip bereits vollständig ausgebucht ist und man maximal auf die Warteliste kann. Lustiger Weise weiß das die Warteliste nicht und ich bekomme – was wohl ein Fehler war – mal eben eine Zusage. Vorsichtshalber überweise ich gleich mal das Geld. Zack! Bestätigung meines Platzes für den Trip. Hat anscheinend bei anderen Leuten nicht so geklappt. Am ende konnten aber irgendwie doch alle mit… 🙂

Also dann Samstag 12:00 Uhr ist treffen vor der zentralen Bibliothek auf dem Campus angesagt. Als Mensch mit deutscher, biologischer, innerer Uhr ist man natürlich etwas früher da. (Nachdem man noch fix im Labor war, sich von einem Kollegen einen Schlafsack ausleihen und… naja, was wohl… nen Kaffee trinken :D) Natürlich bin ich der erste und werde von Sam von AUISN freudig begrüßt. Der Rest vom Organteam ist gerade „etwas“ Essen und was zu trinken kaufen. So gegen halb eins sind wir dann auch schon fast vollständig und verteilen uns auf drei normale Autos und einen Achtsitzer. Als erstes geht es die Schlüssel für die Hütte im Wald abholen. Mein Garmin Fahrradnaiv und das Navi der Schwedin auf dem Beifahrersitz sind sich uneinig. Garmin gewinnt und bringt uns zielsicher zu den Schlüsseln für die Hütte… wird nicht das letzte mal gewesen sein, dass wir froh sind das Teil dabei zu haben. Die Schlüssel holen wir natürlich am entgegengesetzten Ende der Stadt ab und erhalten einen Umschlag, der noch wichtig sein wird… zwei mal… Und jetzt noch mal komplett durch Auckland. Geil! But, who cares? Wir haben ja Zeit… Neuseeland und so. So langsam fängt die Sache mit der Entspannung an mir ziemlich gut zu gefallen. Stress? Was bitte ist das denn? Haben wir bei der Einreise abgegeben und holen wir so schnell auch nicht wieder ab.

Auf dem Weg

Reisegruppe Europa auf dem Weg

Also dann, ich bekomme eine Adresse von James gesagt, der zwar irgendwie schon mal in der Hütte war, aber auch irgendwie nicht so wirkt, als ob er noch genau weiß, wo diese liegt. Aber hey… Adresse und so, gepaart mit GPS und Garmin, was soll da noch schief gehen? Äh… naja. Wir fahren erst mal los und sehen weiter. So auch der Plan des Organteams, wie es mir erscheint. Frage der dänischen Fahrerin in unserem Auto: „Do you think that bicycle device will work? We are a car!“ Am Ende bin ich selbst erstaunt, wie gut uns das Teil navigiert. Auckland zieht sich endlos, aber plötzlich… zack, um eine Kurve: Wildnis! Das ging schnell. Alle anderen Autos und die Leute, die vermeintlich wissen sollten, wo wir hin wollen sind natürlich nicht zu sehen… ach ja, die sind ja auch nach uns losgefahren. Also schlängelt sich unser Auto, gefüllt mit Europäern (Schweden, Dänemark, Deutschland, Deutschland) recht ahnungslos und der Technik vertrauend durch den Wald. Habe ich Wald gesagt? Ich meine natürlich Regenwald, Urwald Kauriwald!

„Wenn Ihr dann von der Piha Road rechts auf die H$?w??gt&%? (Bitte was?) Road abbiegt, fahrt Ihr bis zu dem Tor, dort treffen wir uns!“ Äh ja. Machen wir natürlich. Glücklicherweise finde ich im Navi eine Berghütte, die Laut Name auch noch dem Verein gehört, von dem wir unsere Hütte gemietet haben. Also runter von der Straße, rauf auf den Waldweg, rein ins Abenteuer! Wir sind ziemlich überzeugt, dass wir die letzten sind. Unsere Route war schließlich die kürzeste, allerdings nicht unbedingt die schnellste… wir sind ja als Fahrrad unterwegs… Blödsinn! Wir sind die ersten vor dem Tor. Und warum? Weil wir die einzigen sind, die das richtige Tor finden 😀 Alle anderen sind entweder dran vorbei gefahren, oder einfach noch nicht da. Zehn Minuten später sind (fast) alle da und wir parken dann erste mal. „Which direction?“ Warum fragt das das Orgateam? Na gut: „Here is a hut on the map in my GPS device!“ Alles klar. Alle mir nach. Zu diesem Zeitpunkt weiß noch keiner, dass wir eine detaillierte Karte mit dem Weg zu RICHTIGEN Hütte mit den Schlüsseln in dem ominösen Umschlag bekommen haben 😀 Aber vertraut mir einfach alle blind, ich bin aus Deutschland, kann ja nix schief gehen… hier gibts ja laut (meiner) Karte nur eine Hütte! Also los… Die Reisegruppe Europa erreicht – nach einmal an der Abzweigung vorbei rennen – als erstes die Hütte. Als das Orgateam eintrifft: „Oh noooooooo! Thats the wrong hut!“ Ah jo… geht ja gut los 😀 Ich wars nicht!

Team Europa vor der falschen Hütte :D

Reisegruppe Europa vor der falschen Hütte 😀

 

Also zurück zu den Autos. Die Mädels wirken sichtlich erleichtert, dass die erste Hütte nicht unsere war. Versteh ich irgendwie… war doch recht spartanisch das Teil. James, Sam und ich werden als Vorhut in die andere Richtung los geschickt, die Hütte suchen. Als wir im Auto sitzen stellt James fest, dass wir eine detaillierte Karte in dem Schlüsselumschlag haben. Kopf –> Armaturenbrett… But, who cares? Wir haben ja Zeit. Obwohl, bald wird’s dunkel und wir wollen ja noch wandern. But, who… äh… lassen wir das. Ich habe ne Tschenlampe. Die Dunkelheit kann mich mal und böse Tiere, die einen nachts auffressen wollen gibts hier ja nicht. Zurück zum Projekt Hütte suchen. Wir parken das Auto, wart mal… sind wir grad ernsthaft 500 Meter mit dem Auto gefahren um in der Sackgasse wieder zu parken? Ja. Egal. Rein in den Wald. Auf Grund der Karte finden wir spontan den richtigen weg. James und ich rennen den Weg hoch, während Sam der Meinung ist, dass das falsch sein muss, weil er sich nicht daran erinnern kann, dass die Hütte auf einem Berg lag. Naja, entweder die Hütte ist zwischenzeitlich umgezogen, oder er hat den Berg tatsächlich vergessen… Auf jeden Fall: Hütte! Richtige Hütte! Geil! Das war ja einfach. Zu früh gefreut. Jams schließt auf und öffnet die Tür. „What the f***?“ Hallllllooooo Alarmanlage! Wie gehts Dir so? Warum so schlechte Laune? Jaja ist ja gut! Jetzt muss es schnell gehen. Wie war noch mal der Code? Wie Code? Welcher Code? Der für die Alarmanlage? Woher soll ich das…? Also Handy raus und Candice angerufen. Die weiß den Code natürlich auch nicht. Klugerweise hat den aber jemand auf die Rückseite der Karte geschrieben, das stellen wir fest, als wir diese umdrehen. Glück habt. Inzwischen wurde diese Alarmanlage nämlich garstig laut wirkte ziemlich ungehalten über unseren Besuch. Auf dem Weg zurück zu den anderen nehmen wir natürlich wieder das Auto. Das gefällt Sam, der Schürze unter seiner Stoßstange allerdings nicht so. Sie verabschiedet sich geräuschvoll in einer Bodenwelle. Ach scheiß drauf, ist doch nur Plastik, baut er zu Hause wieder dran. Warum sollte man sich auch über so was aufregen? Ist schließlich Wochenende und wir sind im Wald!

Anreise also erledigt. Nach und nach trudeln alle Leute in der richtigen Hütte ein. Wir sind 24. Nette Rude, aus aller Welt. Die Uhrzeit droht zwar schon gewaltig mit baldigem Sonnenuntergang, aber die Ferry Falls lassen wir auf gar keinen Fall aus. Den Parkplatz finden wir dann auch ohne Probleme. Und es beginnt meine erste Begegnung mit Neuseelands Urwald. Guck mal: Riesenfarn, da ne fetzige Palmen, dort komischer Baum, viele abgefahrene Bäume die ich noch nie gesehen habe und: Kauri Trees! Was für ein Anblick! Diese riesigen Bäume können bis zu viertausend Jahre alt werden und beeindrucken mächtig. Die Wasserfälle auch… ach schaut Euch einfach die Fotos an. Nach dem Abbiegt gibts dann Chips, Schokoriegel und Muffins mit Kulisse und Gruppenfoto. Wir mögen anscheinend Gruppenfotos… jedenfalls war ich gefühlt noch nie so oft in so kurzer Zeit auf so vielen Gruppenfotos drauf, wie dieses WE. Coolst. Mal schauen, ob ich die alsbald bekomme.

Auf dem Rückweg findet meine Taschenlampe viele Freunde, weil die doch mehr Licht macht als so ein Handy. Unterwegs noch ein kurzer Zwischenstopp mit Blick auf Aucklandbei Nacht. Zurück in der Hütte wird erstmal der Kamin eingeheizt und das Abendbrot vorbereitet. Die Mädels von AUISN haben ordentlich aufgefahren und sind mit vollem Einsatz dabei, uns alle zu verköstigen. Es gibt Würstchen, selbst eingelegte Hähnchenbeine, Nudeln mit Tomatensauce, Salat und allen möglichen Kleinkram. Geile Sache! Da muss man echt mal Danke sagen! Nach der Verköstigung beginnt der Teil des Abends mit dem Alkohol. Nach einer Stunde stellt sich allerdings heraus, dass zu wenig Booz am Start ist. Sam und James lösen das Problem jedoch schnell, professionell und äußerst effizient zwei Minuten vor Geschäftsschluss des nächstgelegenen Liquor Stores „We got everything, we could grab in this time!“ Das stimmt. Wir werden es nicht schaffen das Zeug auszutrinken… wer hat eigentlich das mit dem Jägermeister verbrochen? Und warum denken alle, wir trinken den Mist in Deutschland ständig? 😀 Nun folgt ein ziemlich netter Abend mit tollen Gesprächen, tollen Menschen und sogar mit gefüllter Tanzfläche. Dass ich im Neuseeländischen Urwald in einer Berghütte Diskofox tanzen würde dachte ich bis gestern Nacht auch nicht so direkt. Schön wars allerdings. Ach ja, Twister gabs auch und dass man auf einmal 15 Marshmallows in den Mund bekommt (und dabei lustig aussieht) wissen wir jetzt auch. Nein, nicht ich… ich mag doch nix Süßes. Ich wurde als Harry Potter verkleidet und wir haben Sterne geguckt. Das geht hier gut, weil wenig Licht und saubere Luft. Die Luft fetzt übrigens wirklich total. Staub kennt man nur in der Innenstadt von Auckland.

Nach einem äußerst amüsanten Abend und einer dann doch ziemlich kurzen Nacht, ging es Heute zum Piha Beach. Da muss ich demnächst glaube ich mal öfter zum Surfen hin. Ach halt, ich habe da Frühstück vergessen. Gebratene Kartoffel… Äh… Irgendwas aus Kartoffeln, augenscheinlich ein Hybrid aus Rösti und Pommes in Form eine Toastscheibe, oben drauf: Würstchen, Ei, Ketchup und BBQ-sauce. Jawoll! Schieß bin ich satt. Halt. Hatte ich eigentlich schon wieder hunger? Ach egal. Fürs Lunch-Paket werden Burger vorbereitet. OMG… ich platze! Zurück zu Piha Beach: Wir hatten atemberaubende Ausblicke, frische Meeresluft, ein Fußballspiel am Strand und massig Sonne. Was für ein geiler Tag!

Ich muss sagen, dass war ein total tolles, erlebnisreiches Wochenende. Ich kann mich nur beim Orgateam für den tollen Trip bedanken. Ich hatte sehr viel Spaß und habe viele tolle neue Menschen kennen gelernt. Kann so weiter gehen. Und morgen freue ich mich auf einen schönen leckeren, kochend heißen, schön leckeren, schwarzen Kaffee im Büro. Bis bald!


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